In etwa 200 Klassenräumen an Braunschweiger Schulen ist das vom Umweltbundesamt (UBA) empfohlene fünfminütige Fensterlüften nach 20 Minuten Unterricht nicht ausreichend wirksam, um die Konzentration von Aerosolen in der Raumluft so abzusenken, dass weitere 20 Minuten unterrichtet werden kann. Nach Untersuchungen der Stadt sollen in diesen Klassenräumen nun Industrielüfter eingebaut werden, mit denen die geforderte Luftwechselrate erreicht wird, ohne durch Betriebsgeräusche den Unterricht zu stören. Dazu hatte die Stadt bereits seit Mai dieses Jahres zwei Klassenräume mit Lüftern ausgestattet. Der Versuch wurde vom Fraunhofer-Institut begleitet und ausgewertet. Die Kosten je Klassenraum belaufen sich laut Verwaltung auf etwa 1.000 Euro.
„Wir begrüßen, dass die Verwaltung sich frühzeitig um dieses Thema gekümmert hat. Somit lagen bereits im Sommer solide Ergebnisse zur Wirksamkeit der nun vorgesehenen Lüftungsanlagen für die problematischen Klassenräume vor. Wir sind auch froh, dass die Stadt mit der Bestellung der Anlagen nicht gewartet hat, bis die Förderungsrichtlinien von Land und Bund vorlagen. Somit können die Anlagen voraussichtlich in den Herbstferien eingebaut werden“, so Christoph Bratmann, der Vorsitzende der SPD-Fraktion.
Die Verwaltung hat auch den möglichen Einsatz von Luftfiltern untersuchen lassen. Luftfilter sind zwar als Infektionsschutzmaßnahme oft wirksam, können aber nicht den erhöhten Kohlenmonoxid-Gehalt in der Atemluft in Klassenräumen verringern, sodass immer noch regelmäßig ausreichend gelüftet werden muss. Der kombinierte Einsatz von regelmäßiger Raumlüftung und Luftfilteranlage sei daher nicht zielführend.
Die SPD-Fraktion hatte sich im Juli eine Pilot-Anlage zur Luftreinigung und Raumlüftung mit integriertem Wärmetauscher an der Oskar-Kämmer-Schule in der Weststadt angesehen. Diese Anlage überzeugte sowohl als Infektionsschutz-Mittel als auch wegen ihrer guten Energie-Bilanz. Jedoch handelt es sich dabei um ein aufwändiges technisches Gerät, das je Klassenraum zwischen 15.000 und 32.000 Euro kosten würde.
„Ich halte diese aufwändige raumlufttechnische Anlage zwar für interessant, doch hat sie im Ergebnis kaum Vorteile gegenüber der jetzt von der Stadt geplanten Raumlüftung mit Industrielüftern“, sagt Detlef Kühn, baupolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.
Höchste Priorität für den anstehenden Einbau der mechanischen Lüftungsanlagen haben die Grundschulen und Förderschulen. Es folgen die Jahrgänge 5 und 6 an den weiterführenden Schulen, dann die übrigen Jahrgänge. Zum Schluss werden die berufsbildenden Schulen ausgestattet.
„Mit ihrer Vorgehensweise folgt die Verwaltung den Empfehlungen des Umweltbundesamtes und des RKI. Der Infektionsschutz an den Schulen wird so in noch höherem Maße gewährleistet. Die Impfungen gemäß STIKO-Empfehlung sowie regelmäßige Testungen in Schulen bleiben aber weiterhin die wichtigsten Bausteine zur Prävention“, erklärt Christoph Bratmann.