Gedanken von SPD-Ratsherr Manfred Dobberphul zu mehr Sicherheit im Radverkehr

Mit großer Anteilnahme verfolgten die Braunschweiger Bürgerinnen und Bürger im Januar 2019 die Nachricht zu einem tödlich verunglückten Fahrradfahrer bei Timmerlah. In einer Gedenkfahrt erinnerten einige Radfahrer nun dem verstorbenen Menschen und wollten zugleich ein Zeichen für mehr Sicherheit im Radverkehr setzen. Manfred Dobberphul, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, war mit dabei und hat hier seine Gedanken zu mehr Sicherheit im Radverkehr verfasst.

Bild: Robin Koppelmann

Drei Polizeiwagen, drei Motorräder und zwei Fahrradstreifen stehen bereit, um die ca. 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gedenkfahrt zu eskortieren. Viele unter ihnen sind bekannte Aktivisten, die an vielen weiteren Demos teilnehmen und intensiv dafür kämpfen, dass ein vernünftiger Radverkehr etabliert, der Klimaschutz verbessert oder die Umwelt allgemein stärker
geschützt wird. Als umweltpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion bin ich auch dabei und denke sofort: „Warum kommen nicht noch mehr Demonstranten, geht es hier doch um ein hochehrenwertes Ziel, für das eigentlich jeder kämpfen müsste? Kein Verkehrsopfer mehr unter den Radfahrenden ist zwar ein ambitioniertes Ziel, bei größerer gegenseitiger Rücksichtnahme aber machbar.“

Vor Startbeginn der Radkolonne gibt Konrad Schöller von der Fahrradinitiative Braunschweig, die als Veranstalter die Organisation des Fahrradkorsos übernommen hat, eine kurze Einführung. Er erinnert dabei an die letzten drei Verkehrstoten, allesamt Radfahrer, die im letzten Halbjahr im Braunschweiger Straßenverkehr zu Opfern wurden. Einer von ihnen ist der im Januar getötete Radfahrer auf der Timmerlahstraße zwischen Groß Gleidingen und Timmerlah, geschehen morgens im Berufsverkehr bei vorherrschender Dunkelheit. Was genau passiert ist, ist für mich bis heute noch unklar. Eines steht jedoch klar fest: Da es bereits der zweite getötete Radfahrer auf diesem Straßenabschnitt innerhalb von zehn Jahren ist, ist hier ein Radweg unerlässlich. Auch wenn nur wenige Nutzer hier entlangkommen, müssen diese Zahlen der Opfer den Bedarf verdeutlichen. Die in der Schweiz bereits erfolgreich praktizierte „Vision Zero“ sagt ganz klar, dass nur eine räumliche Trennung von motorisierten und nichtmotorisiertem Verkehr Opferzahlen vermindert. Leider ist hier kurzfristig nichts zu machen, weil die Prioritätenliste der zu bauenden Radwege an Landesstraßen derzeit durch das Land Niedersachsen nicht verändert wird, aber trotzdem muss mit einem Baubeschluss ein deutliches Zeichen gesetzt werden. Dass die CDU-Fraktion im Stadtbezirksrat dem SPD-Antrag auf Bau eines eigenen Radweges nicht zustimmte, ist ein Zeichen von Gleichgültigkeit und Ignoranz.

Zurück zur Gedenkfahrt: Nach einer Schweigeminute ging es mit Polizeibegleitung über die Feldwege von der Weststadt nach Timmerlah und weiter nach Groß Gleidingen. Ab hier wurde nur noch auf Straßen gefahren, und zwar in Richtung Innenstadt, vorbei an der Unfallstelle kurz vor Timmerlah, an der seit dem Unfall ein Geisterrad aufgestellt ist, das alle Vorbeifahrenden an das Opfer erinnern soll. Am Kennedy-Platz, wo ein weiterer Radfahrer getötet wurde, gab es eine weitere Schweigeminute. Die Gedenkfahrt endete an der Jasperallee, wo Konrad Schöller auch hier an den tragischen Unfalltod einer Radfahrerin erinnert.

Eines war während der gesamten Fahrt sehr bemerkenswert und sollte unbedingt erwähnt werden: Auf der gesamten Strecke fuhren die entgegenkommende Autofahrer sehr langsam oder hielten sogar an. War es eine Folge der Polizeibegleitung oder sogar der Respekt vor den schwächeren Verkehrsteilnehmern? Da wurden gute Erinnerungen an einen Ausflug in Belgien wach, wo es in einigen Teilen des Landes, besonders im Bezirk Limburg, gang und gäbe ist, dass Autofahrer bei sich nähernden Radfahrern langsam fahren oder sogar anhalten. Das ist vorbildlich und trägt zu einer absoluten Sicherheit bei: Es darf keine getöteten Radfahrer mehr geben!

Sicherheit muss das oberste Ziel werden, sein und bleiben. Die „Vision Zero“ ist auch in Deutschland erreichbar, man muss es nur wollen. Getrennte Radwege bauen, bei der Wahrnehmung von Radfahrern langsam fahren, beim Abbiegen Assistenten benutzen oder so lange anhalten, bis sicher kein Radfahrer mehr kommt, das sind alles Bausteine für einen zukünftigen, sicheren Radverkehr: Denn ein Ziel muss für alle wichtig sein, ja höchste Priorität haben: Schwer verletzte und gar getötete Fahrradfahrer müssen endgültig der Vergangenheit angehören.