SPD-Ratsfraktion begrüßt BUND-Projekt „Wildbienen auf Friedhöfen“ – ein Beispiel, das Nachahmer finden sollte

Seit kurzem betreibt der BUND auf dem Städtischen Friedhof ein Pilotprojekt, um Bienen einen neuen Lebensraum zu ermöglichen. Mit Blick auf das Insektensterben, laut einem Bericht des "Rundblicks" sind niedersachsenweit seit 1990 75 Prozent aller Mücken, Wildbienen, Schmetterlinge und anderes Kleingetier verschwunden, ein Projekt mit Vorzeigecharakter, das die SPD-Ratsfraktion politisch gern unterstützt. Manfred Dobberphul, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion, äußert seine Gedanken hierzu:

Manfred Dobberphul (Mitte) beim Ortstermin zum Bienen-Pilotprojekt auf dem Hauptfriedhof. Bild: Klaus G. Kohn, BS
Manfred Dobberphul

"Sie lebt meistens solitär, ist aber für die Bestäubung der Obstbäume und Nutzpflanzen unersetzbar: Unsere Wildbiene. Geht der Artenschwund so weiter wie bisher, werden wir bald kaum noch Wildbienen zu Gesicht bekommen. Von den 585 in Deutschland lebenden Wildbienenarten bauen ca. 70 Prozent ihre Nester in die Erde. Die restlichen Arten suchen sich Pflanzenstengel, Mauernischen oder Totholz mit Fraßgängen zur Anlage ihrer Brutkammern. Da die meisten Arten solitär leben, müssen sie selbst für das Einsammeln des Nektars und der Pollen sorgen. Die Pollen werden dem Ei in einer Brutkammer beigefügt, um für ausreichend Nahrung bei der Entwicklung zur neuen Biene zu sorgen. Eine Wildbiene kann für ca. 10 eigene, neue Nachkommen sorgen.

Dabei spielen aber auch die Nahrungspflanzen eine wichtige Rolle. Viele Bienen leben nur von einer Pflanzenfamilie oder gar nur von einer Pflanzenart. Ist sie verschwunden, sterben auch alle Wildbienen und haben keinerlei Überlebenschance, auch wenn es in der Umgebung andere blühende Pflanzen im Überfluss gibt.

Wir können diesen Bienen helfen, indem wir typische Nahrungspflanzen für Wildbienen aussäen und in unseren Gärten vorhalten. Auch die Anlage eines sogenannten artgerechten „Bienenhotels" hilft Wildbienen zum Überleben.

Der BUND unterstützt in einem Pilotprojekt in Hannover, Lüneburg, Göttingen und Braunschweig Wildbienen auf Friedhöfen. Diese Biotope sind Überlebensrefugien, da hier unterschiedliche, gut geeignete Nahrungspflanzen wachsen und auch die Rahmenbedingungen für eine Nistplatzfindung recht gut sind. Zusätzlich werden die Wildbienenarten durch Bruthilfen oder das gezielte Aussäen geeigneter Nahrungspflanzen gefördert. Ein weiteres gutes Beispiel, was Nachahmung finden könnte, wäre, weitere Friedhöfe zur Förderung der Wildbienen gezielt zu nutzen.

Jeder Grundstücksbesitzer hat darüber hinaus die Möglichkeit, Wildbienen zu unterstützen. Zunächst ist wichtig, auf jegliche giftige Spritzmittel zu verzeichten und nur empfohlene biologisch verträgliche Verfahren anzuwenden. Ist der Boden geeignet, werden sich dort unzählige bodenbrütende Wildbienen aniedeln. Die anderen Arten kann man durch Aufstellen von unterschiedlich dicken Halmbündeln ebenfalls zum Anlegen von Brutkammern anregen. Wenn dann noch verschiedene Obstbäume und bienenfreundliche Blühpflanzen den Garten zieren, ist ein für Wildbienen verträgliches Biotop perfekt eingerichtet und man hat seine Freude an den verschiedensten Wildbienenarten, die im übrigen völlig ungefährlich sind und die Menschen auch nicht durch die Haut stechen können.

Wildbienen haben auch im urbanen Bereich eine so hohe Bedeutung, dass wir alles daran setzen müssen, sie zu fördern und zu unterstützen. Würden sie aussterben, könnten ihre Leistungen im Naturhaushalt nicht ersetzt werden und würden dem Menschen einen riesigen existentiellen Schaden zufügen."